WB MARTIN LUTHER PLATZ_Linz
Von grauer Infrastruktur zu grün_blauem Freiraum
Städtebaulich liegt die Weiterentwicklung des Martin-Luther-Platzes in der Erhaltung und teilweiser Wandlung und somit Stärkung vorhandener räumlicher Ressourcen. Neue Freiräume entstehen durch eine behutsame und großzügige Entsiegelung der befestigten Stadtfläche mit Wiedereinbau des gewonnen Materials sowie durch die Setzung neuer natürlicher und baulicher Elemente und die Überlagerung vorhandener Strukturen.
Lageplan
Bestand bleibt Bestand
Die drei Gleditschien in der Platzmitte, die Beleuchtungselemente sowie wesentliche Bereiche der Pflasterung - vor allem in Gebäudenähe und über unterirdischer Leitungsinfrastruktur - bleiben in ihrer jetzigen Form und Lage erhalten. Die Topographie des Platzes und damit die Grundstruktur der Oberflächenentwässerung bleiben unverändert.
Perspektive Martin-Luther-Platz
Bestand wird neu - Entnahme und Verteilung - RE_USE
Aus der bestehenden Pflasterung wird die Fläche einer zusammenhängenden Figur entnommen. Die gewonnenen Steine werden im Anschluss in der minimierten Fahrgasse der Konrad-Vogel Straße wiederverwendet und niveaugleich mit den Gehsteigen neu verlegt. Die Straße ist vom Platz bis zur Einfahrt des Hauses Nr. 6 nur noch einspurig befahrbar und bildet durch die neue Oberfläche eine räumliche Einheit mit dem Martin-Luther-Platz. Die durch die Setzung von Baumscheiben gewonnen Pflastersteine finden im Pfarrgarten als neue Platzkonfiguration Verwendung.
Platz wird zu Freiräumen
In Erinnerung an die historische Grünfläche generieren die neue entsiegelte Grünfigur sowie die Baumsetzungen neue Freiräume am Martin-Luther Platz; jene, die der Kirche zugeordnet sind und Platz für das Ankommen, Versammeln und Feiern schaffen; jene, die sich zur Stadt und der Landstraße hin orientieren und ebenfalls temporäre Bespielungen, wie Märkte zulassen, sowie jene, die den Schaufenstern zugeordnet sind und derzeit als Gastgärten ihre Nutzung finden. Ihnen gemeinsam ist die grüne Mitte, die ein gänzlich neues Nutzungsprofil mit sich bringt.
Schnitt Das offene Feld
Neu ist neu - grün-blaue Infrastruktur
Ein Hauptaugenmerk der Weiterentwicklung des Martin-Luther-Platzes, der Johann-Konrad- Vogel-Straße und des Pfarrgartens besteht in einer Wandlung von grauer zu grün-blauer Infrastruktur für die Stadt hin zu sozialen Treffpunkten in angenehmer Atmosphäre. Flächen werden entsiegelt und stehen großzügig zur Versickerung und Verdunstung zur Verfügung. Oberflächenwasser wird den Gehölzen im erweiterten Wurzelraum nach dem Schwammstadt-Prinzip zur Verfügung gestellt. Gehölze in Trögen über unterirdischen Leitungen können nach dem innovativen Ansatz StreetTREE gepflanzt werden. Erfrischendes Wasser wird in Form von Boden- und Nebeldüsen erlebbar. Insgesamt entsteht ein grün-blauer Freiraum, der den Anforderungen unserer Zeit in Bezug auf Klimawandel und Biodiversitätskrise gerecht wird.
Neu ist neu - die grünen Inlays
Die Entsiegelung schafft eine großzügige, versickerungsfähige Platzfigur. Ein begehbarer Blumenrasen, sowie mehrjährige Wildstaudenpflanzungen bilden die robuste Krautschicht. Diese dynamischen und biodiversen Pflanzengesellschaften sind ökologisch wertvoll, pflegeleicht und haben Potential, sich selbst zu regenerieren. Im Frühling sprießen in den Grünflächen verwildernde Blumenzwiebeln. In Bereichen, die von der Feuerwehr befahren werden, ist der Blumenrasen als Schotterrasen ausgebildet.
Die Baumpflanzungen definieren durch ihre Kronen Teilbereiche des Platzes. Vielfalt in der Pflanzenwahl folgt dem Leitmotiv der Diversität. Bewusst sind auch Bäume nicht heimischer Herkunft willkommen. Gemein ist ihnen die Robustheit in Bezug auf das Stadtklima. Schnurbäume und Gummiulmen mit lichten Kronen in der Platzmitte lassen wie die Bestands-Gleditschien den Blick auf die Kirche zu.
Schnitt Kirche
Nutzungsmosaik
Der neue Martin-Luther-Platz nimmt dauerhafte Aktivitäten und temporäre Veranstaltungen im Lauf des Jahres auf. Dahingehend findet eine Zonierung der Nutzungen statt. Da er von der Landstraße weiter abgerückt liegt, werden dem Kirchenvorplatz Feste der Pfarrgemeinde, der Caritas Bus, sowie das Kirchencafé zugeordnet. Wochen- und Weihnachtsmarkt rücken nahe an die frequentierte Einkaufsstraße. Große Veranstaltungen wie das Pflasterspektakel bespielen den gesamten Platz. Der Pfarrgarten nimmt halböffentliche bis private Veranstaltungen der evangelischen Kirche auf.
Perspektive Johan-Konrad-Vogel-Straße
Ausstattungselemente - Farbkonzept
Neue Ausstattungselemente - Pflanztröge, Stadtmöbel, Spielgeräte und Beleuchtung - folgen dem durchgängigen Farbkonzept, das in weiterer Folge mit den Beteiligten erarbeitet wird. Ziel ist es, die Wertschätzung, Offenheit und Diversität, die der Ort ausstrahlt, farblich zu unterstreichen.
Neue Sitz- und Liegemöbel schaffen konsumfreie Aufenthaltsorte und laden zur Kommunikation und Rast ein. Das Wasserspiel im Bereich vor der Kirche sorgt für sommerliche Erfrischung. Neben diesem erweitern einfache Spielelemente das Nutzungsspektrum um den Spielaspekt.
Ausloberin: Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Linz-Innere Stadt
Typ: Geladener, anonymer einstufiger Realisierungswettbewerb
Status: teilgenommen
Zeitraum: 2024
Partner:
ArchitektIn mag. arch. Daniela Herold
Architekt mag. arch. Rolf Touzimsky